Dem Drange der Zeit folgend wurde im Laufe der Zeit nach der Revolution vom 9. November 1918 – um der allgemeinen Unsicherheit entgegen zu steuern – von der Gemeinde Ingeln beschlossen, eine Ortswehr zu gründen.
Die Schützen als Schutz – Gründung der Ortswehr
Nach mehreren vorausgegangenen Versammlungen und Übungen unter dem Wehrführer H. Hinze, wurden der Wehr im Jahr 1920 Statuten und Geschäftsführung gegeben, die durch Namenszeichnung eines jeden Mitglieds rechtmäßig wurden.
Es wurden gewählt:
zum Wehrführer: | H. Hinze |
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zum Unterführer: | K. Wilke K. Meyer H. Hattenkerl H. Plinke |
zum Schriftführer: | F. Borchers |
zum Kassenführer: | L. Guggemos |
Einen guten Einblick in das Zeitgeschehen des Jahres 1920 gewähren uns mit Blick auf die Ortswehr die erhalten gebliebenen Sitzungsprotokolle.
Ortswehr der Gemeinde Ingeln – Sitzungsprotokoll vom 02.03.1920
Ortswehr der Gemeinde Ingeln – Sitzungsprotokoll 02.03.1920
Erschienen Ingeln, den 02. März 1920 Tagesordnung 1. Aufnahme neuer Mitglieder 2. Genehmigung der Statuten 3. Einziehung der Beiträge von 1920 4. Verschiedenes Unter Bekanntgabe der Tagesordnung wurde die Mitgliederversammlung ordnungsgemäß vom Wehrführer H. Hinze einberufen. Zu 1: Es wurden 18 neue Mitglieder ohne Widerspruch eines Mitgliedes aufgenommen. Durch die Namensunterschrift zeichneten dieselben ihre Zughörigkeit zur Wehr. Zu 2: Die abgeänderten Statuten wurden vom Wehrführer verlesen und von jedem einzelnen Mitglied durch Namensunterschrift anerkannt. Sie gelten somit für angenommen. Zu 3: Der Jahresbeitrag wurde erhoben und zwar von jedem Mitglied 3 Mark für das Jahr 1919 - 1920. Der Beitrag wurde in einer vorhergehenden Versammlung einstimmig festgesetzt. Er wurde von 49 Mitgliedern erhoben = 147,00 Mark. Zu 4: An diejenigen Mitglieder, die noch keine Waffe besaßen, wurden Waffen ausgegeben, mit 2 Rahmen Munition (verantwortlich). 1. Führer - K. Meyer, 2. Führer - K. Wilke, 3. Führer- H. Hattenkerl, 4. Führer - H. Plinke. Ebenfalls wurde für jeden Gruppenführer ein Stellvertreter gewählt. Die Alarmplätze wurden neu bestimmt. Zuletzt wurde noch vorhandene Munition und Wäschestricke verteilt. Ingeln, 02. März 1920 gez. L Guggemos
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Ortswehr der Gemeinde Ingeln – Sitzungsprotokoll vom 15.03.1920
Ortswehr der Gemeinde Ingeln – Sitzungsprotokoll 15.03.1920
Ingeln, 15. März 1920 Veranlassung zu der plötzlichen Einberufung dieser Versammlung, gab der Versuch jugendlicher Burschen aus Gleidingen, sich in den Besitz unserer Waffen zu setzen. Angesichts der politischen Lage in unserem Vaterland (Militärputsch in Berlin) wurde in der heutigen Versammlung die Frage zur Besprechung gestellt: Wie wollen wir unser Dorf in Zukunft schützen? Nachdem der Führer der Wehr nochmals besonders hervorgehoben hatte, dass die Ortswehr keine politische Einrichtung sei, sondern nur zu dem Zwecke gegründet wurde, das Dorf gegen Raub und Plünderung zu schützen, wurde folgendes beschlossen: Es wird für die Zeit vom 15. bis 19 dieses Monats ein verstärkter Wachdienst eingerichtet, der nur von der Ortswehr versehen wird. Die Gemeindewachen fallen aus. Der Wachdienst erstreckt sich auf die Zeit von 7.30 Uhr abends bis 4.30 Uhr morgens. Als Wachlokal stellt uns Herr Kappenberg seine Gaststube zur Verfügung. Zur Heizung des Zimmers werden von der Gemeinde Kohlen geliefert. Licht wird entschädigt. Die Wache wird wie folgt auf die Wehr verteilt: 1. Gruppe wacht in der Nacht vom 15. - 16. des Monats 2. Gruppe wacht in der Nacht vom 16. - 17. des Monats 3. Gruppe wacht in der Nacht vom 17. - 18. des Monats 4. Gruppe wacht in der Nacht vom 18. - 19. des Monats und zwar in der Weise, dass immer 4 Mann 1,5 Stunde wachen und sich dann 3 Stunden im Wachlokal aufhalten können. 2 neue Mitglieder werden noch in der Wehr aufgenommen: Karl Lücke und Otto Blumenthal. Es erfolgte noch die Eintragung der ausgegebenen Waffenscheine.
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Ortswehr der Gemeinde Ingeln – Sitzungsprotokoll vom 17.03.1920
Ortswehr der Gemeinde Ingeln – Sitzungsprotokoll 17.03.1920
Ingeln, 17. März 1920 Der Führer der Wehr, Herr Hinze, teilt mit, dass nachdem in verschiedenen Dörfern der Umgebung schon ein Putsch wegen der Auslieferung der Waffen an Spartakisten stattgefunden hat, nun auch heute Abend ein solcher in Ingeln erfolgen soll. Auf Grund der Meldungen soll die Zahl der Angreifer 200 - 300 Mann, ausgerüstet mit 4 Maschinengewehren und einer Anzahl Gewehre, betragen. Ein Widerstand gegen eine solche Überzahl ist vergeblich. In Folge dessen sind am vorher gegangenen Abend die Waffen, die sich in der Hand Bürgerlicher befanden, an die Arbeiter abgegeben worden, während die Maschinengewehre heute Nachmittag einer durchfahrenden Reichswehrgruppe mitgegeben wurden. Es wird nun beschlossen: Für die kommende Nacht bleiben die eingeteilten Wachen der Ortswehr bestehen. Die 3. und 4. Gruppe teilen sich dieselbe. Die Leute der Wache sind ermächtigt, mit etwa eintreffenden Putschisten zu verhandeln. Inzwischen bringen 3 Herren der Ortswehr Gleidingen, die an einer Versammlung in Sehnde teilgenommen haben, die Nachricht, dass die Spartakisten dort erklärt haben: Wir werden nichts mehr gegen die Dörfer unternehmen. Sie haben die 3 Gleidinger Herren gebeten, diese Erklärung in den Dörfern, durch die sie ihr Weg führe, zur Beruhigung der Einwohner abzugeben. Darauf hin wurde die Versammlung geschlossen. Gez. F. Borchers
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